Politische Arbeit für Abgeordnete und Parteien

Allgemeine Beschreibung

Parteien oder politische Institutionen (Parlamente der Länder, Deutscher Bundestag) sind ein von Sozialwissenschaftler*innen – vor allem mit politikwissenschaftlicher Ausrichtung – häufig gewähltes Praktikums- und Berufsfeld. Das Tätigkeitsfeld erstreckt sich hierbei von der Planung und Organisation über inhaltliche Ausarbeitungen bis hin zur journalistischen Arbeit.

Innerhalb der Parteiarbeit stehen die Koordination zwischen Mitgliedern und Funktionsträgern, die Mitgliederverwaltung und organisatorische sowie inhaltliche Vorbereitung parteiinterner Veranstaltungen im Vordergrund. Als Praktikant*in oder wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in einer politischen Institution arbeitet man typischerweise für Mitglieder des Landtags/Bundestags – also die Abgeordneten. Hierbei zählen sowohl die Analyse und Bearbeitung vielfältiger Themenbereiche als auch die organisatorische und inhaltliche Wochen- und Monatsplanung der Mandatsträger*innen zu den Haupttätigkeiten. Besonders interessant und beiden Berufsfeldern gemein ist die Nähe zu aktuellen politischen Geschehnissen und Themen: Man hat Zugang zu den (nicht-öffentlichen) Inhalten politischer Diskurse, zu internen Analysen (beispielsweise Schnellanalysen von Wahlergebnissen) und Presseauswertungen. Die Arbeitsverträge sind oftmals an Tarifverträge angelehnt, sofern nicht tariflich gebunden. Dabei kann sich, je nach akademischem Abschluss, die Gehaltsspanne für einen B.A.-Absolventen als Berufseinsteiger von 3.431 Euro bis hin zur erfolgreich abgeschlossenen Promotion, mit Berufserfahrung, bis zu 6.119 Euro belaufen (Stand 2019). Die Daten beziehen sich auf eine Vollzeittätigkeit auf der Basis einer 39-Stunden-Woche.

Fragen an das Berufsfeld

1. Mit welchen drei Schlagwörtern lässt sich das Berufsfeld beschreiben?

Schnelllebigkeit – Erschließung komplexer Sachverhalte – Gesellschaftspolitische Inhalte

2. Welche Besonderheiten gibt es?

Eine Besonderheit politischer Arbeit ist die große Themenvielfalt, die sich aus dem ständigen Wandel des politischen Geschehens ergibt. Oftmals erlangt man Kenntnisse über Themenbereiche abseits des öffentlichen Diskurses. Durch die Einarbeitung in und tiefgründige Beschäftigung mit komplexen Sachverhalten hat man stets die Möglichkeit seinen Wissenstand zu erweitern. Ein weiterer Vorzug dieses Berufsfeldes ist die eigene Position als „Bindeglied zwischen Gesellschaft und Politik“ mit zeitgleicher Nähe sowohl zum Bürger als auch zu politischen Entscheidungsträgern. Nachteilig sind die befristeten Arbeitsverhältnisse, die immer nur für eine Legislaturperiode angesetzt sind. Ebenso können selbige abhängig von der politischen Stimmungslage bzw. den politischen Mehrheitsverhältnissen sein. Des Weiteren bringen die kurzfristigen Arbeitsprozesse oft Überstunden mit sich und je nachdem wie der/die Abgeordnete eingestellt ist, kann das hierarchische Arbeitsverhältnis zu Spannungen führen.

3. Welche Voraussetzungen sind notwendig? Welche Kompetenzen, Qualifikationen, Soft Skills sind wichtig?

Dringend erforderliche Kompetenzen sind das grundsätzliche Interesse an gesellschaftspolitischen Geschehnissen, Kenntnisse innerhalb der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, der sichere Umgang mit den sozialen Medien, die schnelle Einarbeitung in komplexe Sachverhalte und allgemein eine wissenschaftliche Arbeitsweise. Ebenfalls wichtig sind die standardmäßigen EDV-Kenntnisse wie etwa Microsoft Office und eine gewisse Medienkompetenz. Weitere Soft Skills wie Teamfähigkeit, das eigenständige Arbeiten sowie Stressresistenz sind vorteilhaft.

4. Welches Arbeitsumfeld erwartet mich?

Die Arbeit für Parteien oder politische Institutionen vollzieht sich in der Regel in kleineren Teams, entweder innerhalb des Unterbezirks- und Wahlkreisbüros vor Ort oder im Abgeordnetenbüro. Solche Teams setzten sich größtenteils zusammen aus einer Büroleitung, Sachbearbeitern und wissenschaftlichen Mitarbeitern. Die Zuständigkeiten, wie z.B. die Beantwortung von Bürgeranfragen, redaktionelle Tätigkeiten, Terminkoordination und die Betreuung der verschiedenen Social Media-Kanäle, sind zumeist klar aufgeteilt. Das Arbeiten im Home-Office ist die Ausnahme.

5. Welche Perspektiven bietet das Berufsfeld?

Insgesamt ist die Chance des beruflichen Aufstiegs relativ gering, allerdings wird durch die gute Reputation dieses Berufsfeldes an sich die Möglichkeit zum Networking (insbesondere im Landtag oder Bundestag) geschaffen. Das Tätigkeitsfeld bringt demnach vielfältige Vorteile mit sich, vor allem mit Blick auf die weitere Berufswahl.

6. Warum sind Sozialwissenschaftler*innen für dieses Berufsfeld besonders geeignet?

Das Studium der Sozialwissenschaften bereitet in vielerlei Hinsicht auf die Arbeit für Parteien und Abgeordnete vor. Durch die universitär erlangten Kenntnisse der wissenschaftlichen Arbeitsweise kann man den schriftlichen und recherchetechnischen Anforderungen (formal und inhaltlich) problemlos gerecht werden. Die interdisziplinäre Aufstellung des Studiums erleichtert den Zugang in verschiedenste Sachgebiete. Darüber hinaus kann das theoretische politikwissenschaftliche Fundament zum besseren Verständnis der Prozesse und der Aufgaben beitragen.

Persönliche Erfahrung

Mein Praktikum im Bereich politische Arbeit hat mich sowohl in persönlicher als auch in beruflicher Hinsicht bereichert. Beruflich gesehen haben die praktischen Einblicke in die parteiinterne Organisation und die politischen Institutionen das theoretische Verständnis hinsichtlich politischer Abläufe und Kompetenzverteilungen ungemein vertieft. Neue Erfahrungswerte können speziell mit Blick auf die situations- und aktualitätsbedingten Analysen unterschiedlichster Themenkomplexe erlangt werden, was nicht zuletzt einen enorm hohen Lerneffekt mit sich bringt. Besonders interessant ist das Einsehen in die Aufgabenbereiche und Abläufe einer typischen Arbeitswoche von Berufspolitikern. Der generelle Abwechslungsreichtum, sowohl der Inhalte als auch der Tätigkeiten, lässt nicht nur die Zeit schnell vergehen, sondern fördert und fordert die eigene Anpassungsfähigkeit tagtäglich aufs Neue heraus. Das Arbeiten im Team ist zwar durch strikte Aufgabenteilung geprägt, dennoch lernt man speziell bei der Kooperation und Koordination untereinander hinzu.

Allgemein sollten die politischen Inhalte der Partei oder die politischen Intentionen der/des Abgeordneten nicht zu stark von den eigenen Positionen abweichen. Dennoch ist dieses Berufsfeld gleichermaßen für Parteimitglieder und Nichtmitglieder ratsam, sofern ein generelles politisches Interesse besteht. Ehrlicherweise kann die Mitgliedschaft in einer Partei natürlich von Vorteil sein, da so auf dem „kurzen“ Wege eine Verbindung zu den Abgeordneten hergestellt werden kann. 

Abschließend kann ich ein Praktikum in dem Berufsfeld „Politische Arbeit“ wärmstens empfehlen, da dieser Bereich enorm vielfältig ist und somit die Arbeit durch ihren Abwechslungsreichtum nie langweilig wird. Vor der Bewerbung in diesem Bereich ist es allerdings ratsam, sich über Sitzungswochen und Sommerpause zu informieren. Dies kommt nicht nur bei den Funktionsträgern gut an, sondern bewahrt einen auch selbst vor dem berühmten „Löcher in die Decke starren“.