Quantitative Forschung

Verfasser*in: Weiblich, 27 Jahre, Studienprogramm Kultur & Person

Vorerfahrungen: wissenschaftliche Hilfskrafttätigkeiten

Bewerbung:
Ich habe in einem wissenschaftlichen Projekt meines Arbeitgebers – einem Träger diakonischer Einrichtungen – ein Forschungspraktikum absolviert. Dass mein Arbeitgeber solche Projekte überhaupt durchführt, war mir vorher nicht bekannt – sowohl über das Projekt selbst als auch die Möglichkeit, dort überhaupt ein Praktikum absolvieren zu können, wurde ich von einem Arbeitskollegen informiert, der mir die relevanten Kontaktdaten übermittelte. Nach ein paar E-Mails lag schon der Praktikumsvertrag in meinem Briefkasten – eine klassische Bewerbungsphase gab es insofern nicht. Anforderung:
Ein klarer Vorteil war auf jeden Fall, dass ich schon beim Praktikumsanbieter angestellt bin und als Betreuerin im sozialen Bereich praktische Erfahrungen mit der Zielgruppe des Projekts gesammelt habe. Hilfreich waren außerdem die im Studium gesammelten Kenntnisse im Bereich der empirischen Sozialforschung, sei es in der Durchführung von Befragungen oder der Fragebogenkonstruktion.  
Aufgaben:
Meine hauptsächliche Aufgabe bestand darin, quantitative Befragungen mit psychisch erkrankten Menschen zu führen, die Leistungen dieses diakonischen Anbieters in Anspruch nehmen. Zum Befragungsprozess gehörten die Kontaktaufnahme, die Terminvereinbarung und natürlich die Durchführung selbst. Mein Praktikum lag in einer Phase, in der das Projekt schon im Gange war, demzufolge war ich weder an der Entstehung der Fragebögen beteiligt noch an der Implementierung des Projekts selbst. Das war aber kein Problem: zu Beginn des Praktikums hatte ich genügend Zeit, mich in das – umfangreiche sowie vielseitige – Projekt einzuarbeiten, Verständnisprobleme mit meinen Praktikumsbetreuerinnen zu besprechen oder offene Fragen zu klären. Auch bedurften die einzelnen Befragungen angesichts der speziellen Zielgruppe des Projekts der Vorbesprechung sowie der – oftmals intensiveren – Nachbesprechung.
Miterleben konnte ich die praktische Durchführung eines Projekts außerdem über die Teilnahme an Sitzungen der Steuerungsgruppe. Dort wurden laufende Fragen und Probleme mit den Verantwortlichen des Projekts besprochen, wobei ich hier für die Protokollführung zuständig war. Und schließlich habe ich Anforderungen von Projektarbeit kennengelernt, indem ich einzelne organisatorische Aufgaben übernommen habe, wie bspw. die Aktualisierung einer Datenbank.
Perspektiven:
Perspektiven in diesem Bereich der Forschung – d. h. abseits von der akademischen Wissenschaft – erstrecken sich in erster Linie auf projektbezogene Tätigkeiten. Insofern wird man sich nicht nur auf befristete Arbeitsverträge einstellen müssen, sondern auch auf langwierige Phasen, in denen zunächst die finanzielle Projektförderung sichergestellt werden muss. Auch empfiehlt es sich, nicht nur Kenntnisse in empirischer – vor allem quantitativ-orientierter – Sozialforschung auszubauen, sondern auch entsprechende ‚Hard Skills‘ zu sammeln, bspw. durch den Erwerb von Kenntnissen in diversen Statistik-Programmen wie SPSS oder Stata.
Fazit:
Wenn man mich jetzt fragt, ob ich in den Wissenschaftsbetrieb einsteigen möchte, sage ich ganz eindeutig: nein. Damit haben vor allem die Strukturen des Wissenschaftsbereichs insgesamt zu tun. Zeitdruck, Konkurrenzkampf oder die permanente Selbstvermarktung – spätestens nach diesem Praktikum habe ich mich entschieden, dass ich kein Interesse an prekären Arbeitsverhältnissen habe und ich mich vielmehr über einen entfristeten Arbeitsvertrag und ein geregeltes Einkommen freue; auch darüber, dass ich nicht alle paar Jahre umziehen muss, wenn das eine Projekt vorbei ist, oder dass ich drei Monate vor Projektende auf dem Arbeitsamt aufschlagen muss. Für Wissenschaft und Forschung muss man wohl ‚brennen‘, wie man so schön sagt – da ich mich aus dem Bereich schon längst verabschiedet habe, tue ich es jedenfalls nicht.

Persönliche Learnings:

  • Einblick in Projektarbeit und -management
  • Durchführung von Befragungen mit sensitiven Inhalten
  • Die Erkenntnis, dass der Bereich nichts für mich ist

Sowi hat mir dabei geholfen:

  • Kenntnisse in quantitativer Sozialforschung zu erwerben
  • Kommunikative wie schriftliche Kompetenzen aufzubauen
  • Kenntnisse in der Organisation wissenschaftlicher Arbeiten zu sammeln