Wissenschaftliche Hilfskraft

Verfasser*in: 23 Jahre, männlich, B.A. in Politikwissenschaft, Studienprogramm Methoden der Sozialforschung

Vorerfahrungen: Mehrere Hilfskraftstellen an politikwissenschaftlichen Instituten, derzeit Hilfskraft an der Fakultät für SoWi
Praktika beim Statistischen Landesamt, einer Fraktion im Landtag NRW und einer Stadtverwaltung im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit

Bewerbung
Eine Bewerbung habe ich in diesem Bereich noch nie geschrieben. Nachdem ich den Dozierenden im Seminar oder der Vorlesung durch gute Leistungen aufgefallen war wurde ich angesprochen, ob ich nicht Interesse an einer Hilfskraftstelle hätte. So lief es auch bei vielen anderen, die als Hilfskräfte an anderen Lehrstühlen arbeiteten. Später, wenn es um die Bewerbung für eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter geht, ist die formelle Bewerbung natürlich unerlässlich. Hier ist vor allem eine gute fachliche Passung wichtig. Ein Bewerber sollte sowohl methodisch geschult als auch gute Kenntnisse des konkreten Feldes haben.

Anforderungen
Während des Studiums sollte man gute Leistungen erbringen. Darüber hinaus sind die Anforderungen stark von der jeweiligen Stelle abhängig. Je höher man aufsteigt, desto mehr wird ein fundiertes fachspezifisches und methodisches Wissen vorausgesetzt. Auch ist ein hohes Maß an Selbstdisziplin erforderlich, da man viel eigenständig arbeitet und sich selbst motivieren muss. Schließlich sollte man Deutsch und mindestens Englisch, wenn möglich noch weitere Fremdsprachen beherrschen, um an der Scientific Community teilhaben zu können.

Aufgaben
Die Aufgaben sind je nach konkreter Stelle sehr unterschiedlich. In meiner Zeit als studentische Hilfskraft habe ich unter anderem:

  • mehrere Tutorien geleitet,
  • Telefoninterviews durchgeführt,
  • Gruppendiskussionen transkribiert und kodiert,
  • Literatur recherchiert, gesichtet und zusammengefasst,
  • Daten recherchiert, mit statistischer Software aufbereitet und analysiert,
  • Veranstaltungen (Empfänge, Seminarexkursionen, Projektabschlussvorträge) organisiert,
  • Social-Media-Seiten betreut und Blogbeiträge zu aktueller Forschung verfasst,
  • und noch vieles mehr.

Aus dieser Übersicht dürfte klar werden, dass sich die Aufgaben nicht konkret eingrenzen lassen und sehr verschieden sein können. Manche Stellen sind forschungsnäher, während bei anderen mehr administrative oder organisatorische Aufgaben anfallen.

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter kommt auch viel Projektmanagement hinzu, da ein großer Teil der Forschung in Projekten organisiert ist. Dann ist auch das Verfassen von wissenschaftlichen Aufsätzen eine der wichtigsten Aufgaben. Ebenfalls eine wichtige, häufig aber wegen des fehlenden Nutzens für den Dozierenden ungeliebte Aufgabe ist die Lehre. Die Vor- und Nachbereitung von Seminaren, das Korrigieren von Arbeiten der Studierenden etc. ist ein großer Zeitfresser für die Dozierenden.

Perspektiven
Nach dem Studium ist in diesem Bereich eine Promotion quasi Pflicht. Daher sollte man sich schon frühzeitig ein interessantes Themenfeld suchen und dieses beispielsweise in Abschlussarbeiten beforschen. Leider sind die Arbeitsbedingungen in Wissenschaft und Forschung sehr schlecht.  Auf ein bis drei Jahre befristete Stellen mit 50%iger Arbeitszeit sind hier der Standard. Danach sieht es meist nicht besser aus: Sehr viele Post-Docs konkurrieren um wenige Stellen, häufige Wechsel des Arbeitsortes und Auslandserfahrungen sowie eine hohe Publikationsqualität und -häufigkeit sind nötig, um eine Chance auf eine unbefristete Stelle zu erhalten. Daher wechseln viele, die zunächst diesen Weg eingeschlagen haben, später in andere Bereiche, etwa in die Verwaltung, zu Stiftungen oder Wirtschaftsunternehmen.

Fazit
Wie beschrieben ist eine Karriere in der Wissenschaft und Forschung anzustreben ein Unterfangen, dass mit vielen Schwierigkeiten behaftet und sicherlich nicht für jeden das Richtige ist. Wer aber Spaß daran hat, Seminar- oder Abschlussarbeiten zu verfassen und sich tief in ein Gebiet einzuarbeiten, darüber hinaus noch gut im Studium und leidensfähig ist, für den kann die Tätigkeit genau das richtige sein. Ich werde versuchen, nach meinem Master diesen Weg einzuschlagen.

Stichpunkte

  • Diesen Karriereweg muss man wirklich wollen. Hier arbeitet keiner des Geldes wegen, sondern aus idealistischen Gründen
  • Sehr gute Leistungen, Fleiß und die Bereitschaft zu Auslandsaufenthalten sind nötig, um hier etwas zu werden.
  • Die Tätigkeit ist aber sehr erfüllend: Wer kann sonst schon sagen, mit seiner Arbeit das Wissen der Menschheit zu mehren?
  • SoWi hat mir dabei geholfen, gesellschaftliche Strukturen und Prozesse nachvollziehen und theoretisch fassen zu können.
  • SoWi hat mir dabei geholfen, dass ich gesellschaftliche Strukturen und Prozesse in Daten abbilden und analysieren kann.
  • SoWi hat mir dabei geholfen, dass sich mir dieses Feld überhaupt eröffnet hat: Ohne SoWi- oder ein verwandtes Studium hat man hier keine Chance